Wind of Change im L&D? – Die Zukunft des Lernens

Stell Dir vor, Deine Kolleg:innen wachen jeden Morgen mit einem Gefühl der Unsicherheit auf. Sie machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz, die Auswirkungen der Digitalisierung, der Weltpolitik oder auch über die Höhe der nächsten Stromrechnung.

In diesem Zustand ist das menschliche Gehirn nicht aufnahmefähig für neue Informationen. Es ist im Überlebensmodus, nicht im Lernmodus. 

Traditionelle L&D-Ansätze, die oft auf der Annahme basieren, dass “genug Informationen” automatisch zu Lernerfolgen führen, prallen in diesem Umfeld förmlich ab. Es mangelt glaube ich keinem einzigen Unternehmen an Informationen. Stattdessen mangelt es an Übersicht, Klarheit und Struktur, diese Informationen zum richtigen Zeitpunkt zu finden und einzusetzen. 

Das Ergebnis? – Stress

Wer hat schon Lust, sich durch ein weiteres starres E-Learning zu klicken, nur damit irgendwo ein Häkchen gesetzt wird? – Wenn parallel 10 Deadlines und offene Projekte nach Aufmerksamkeit schreien. 

Lernens wird verständlicherweise(!) oft als notwendiges Übel empfunden, dass schnell hinter sich gebracht werden muss – ohne echten Erkenntnisgewinn und/oder nachhaltige Wirkung. 

Es ist, als würdest Du jemanden auf eine Expedition schicken, ohne vorher sicherzustellen, dass er oder sie sicher ist und die richtige Ausrüstung hat. Eine komplexe Expedition zum Nordpol, ins Himalaya Gebirge, oder auch “nur” zur nächsten Transformation sollten wir besser nicht ohne entsprechende Vorbereitung, Training und einen klaren Kompass starten…

In einer Welt, die sich schneller dreht als je zuvor, stehen wir vor beispiellosen Herausforderungen. In unserem Podcast mit der tollen Jennifer Fritz, Learning Experience Designerin & Future Thinking Expertin, haben wir uns deswegen auch einer ganz entscheidenden Frage gestellt: 

Wie kann man in dieser komplexen Realität noch effektives Lernen ermöglichen? 

Die Antwort liegt für mich in unserer Narrativen Brille. Wir nutzen Storytelling, um Lernen in einen ganz neuen Kontext zu setzen. 

Wir brauchen eine neue Haltung zum Lernen – eine, die das Lernen als Abenteuergeschichte begreift. Lernen soll und darf Spaß machen! Verstehen wir uns doch als die Held:innen unserer eigenen Lerngeschichte! 

Eine Reise, auf die Du Dich mit Deinen Kolleg:innen gemeinsam begibst. Diese Metapher, die tief in unserer menschlichen Psyche verwurzelt ist, transformiert das Lernen von einer passiven Pflichtübung in eine aktive, spannende Entdeckungsreise. 

Wichtig dabei ist: Ein Lernabenteuer ist nicht linear. Es ist unvorhersehbar, voller Wendungen und erfordert Anpassungsfähigkeit. 

Genau wie in einer echten Reise gibt es Hindernisse, die überwunden werden müssen, Verbündete, die unterstützen und ein großes Ziel mit vielen kleinen und größeren Lagerfeuern auf dem Weg. 

Für L&D bedeutet dies, den Fokus von der reinen Inhaltsvermittlung auf die Schaffung von Lernerlebnissen zu verlagern. Das erfordert Mut, die Lern-Story nicht nur als Schmuckstück auf einem Banner über einem Workshop zu verstehen. Die Story ist der roten Faden, der durch die komplette Konzeption eures Lernangebots führt. Digital, analog, in 1:1 Formaten bis hin zu Großgruppenveranstaltungen. Wir Menschen erleben Ereignisse als Geschichten. Das ist unsere Möglichkeit, eine positive und konstruktive Geschichte gemeinsam zu schaffen. 

Es muss darum gehen, eine Umgebung zu schaffen, in der Neugier, intrinsische Motivation und (emotionale) Sicherheit gedeihen können, weil die Angst als lähmender Faktor minimiert wird. Eine ko-kreative Erlebnisreise, die wir gemeinsam beschreiten. 

Hier kommen meine 4 Top Tipps für gelungene Lernabenteuer: 

1. Gestalte kleine, machbare “Quests” und Erlebnisse

Komplexität lähmt. Klarheit beschleunigt.
Brich große Lernziele in kleine, überschaubare “Knotenpunkte” oder “Sidequests” herunter. Der erste Erfolg ist entscheidend! Erinnere Dich an das Gefühl, wenn Du eine neue Technologie ausprobiert und sofort ein beeindruckendes Ergebnis erzielt hast.
Dieses Erfolgserlebnis ist der Zündfunke für weitere Schritte.

2. Guerilla Learning: Das Lernen muss zu den Menschen – nicht umgekehrt

Organisiere “Schnitzeljagden” im Unternehmen, bei denen Puzzlestücke einer Lernreise gesammelt werden. Hier können digitale Lernangebote mit Offline Angeboten kombiniert werden. Schicke kleine “KI-Nuggets” oder spannende Impulse, die Neugier wecken, bevor ein formelles E-Learning überhaupt gestartet wird. Mach Lust auf mehr! Im Zentrum steht die spielerische Auseinandersetzung mit dem Thema und die Kommunikation darum herum.

3. Gemeinsam am Lagerfeuer lernen – Austauschformate schaffen

Menschen sehnen sich nach Austausch und gemeinsamen Erfahrungen.
Ergänze digitale Lernangebote durch Formate, die den sozialen Austausch & Feedback fördern. Denke an “Barcamps”, “Zukunftswerkstätten” oder “Großgruppen-Konferenzen”, in denen Kolleg:innen ihre Erlebnisse und Perspektiven teilen können. Diese gemeinsamen “Lagerfeuer-Momente” schaffen ein tiefes Verständnis und stärken den Zusammenhalt, indem sie einen gemeinsamen “Storyteppich” weben. So werden individuelle Lernreisen zu einer großen Story des Lernens im ganzen Unternehmen. 

4. Weg vom “One-Size-Fits-All”

Deine Kolleg:innen sind keine homogene Masse. Oft als “Mitarbeitende” bezeichnet, werden Lösungen von der Stange zum Mittel der Wahl. Aber weit gefehlt.
Mitarbeitende sind vielfältig und haben unterschiedliche Wünsche, Werte, Ängste und Lernstile. Nutze Ansätze wie die Sinus-Milieus, um zu verstehen, wo Deine Zielgruppen stehen. Ein weiterer wichtiger Faktor – der “Lern-Reifegrad” der Person:
Kommuniziere unterschiedlich mit denen, die noch in der Angst verhaftet sind, und denen, die bereits startklar sind. Ein Lernabenteuer, das auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist, ist weitaus effektiver als eine Gießkannen-Strategie. Individuelle Lernreisen bieten die Möglichkeit, genau diese unterschiedlichen Journeys zu gestalten und zu beschreiben. In interaktiven Lernwelten kann so Wissen für vielschichtige Zielgruppen und Reifegraden abgebildet werden. Wir im L&D Umfeld haben eine ganz große Verantwortung Lernen sensibel so zu gestalten, dass es wirken kann. 

Die Rolle von L&D wandelt sich von der Verwaltung von Kursen zur Gestaltung von Erlebnissen. Es ist an der Zeit, die Ängste deiner Kolleg:innen zu adressieren, die Führungskräfte zu involvieren und ihnen den Weg zu ebnen, damit sie sich wieder auf das Abenteuer des Lernens einlassen können. Indem wir psychologische Sicherheit schaffen und gleichzeitig Räume für gemeinsame, inklusive Lernerfahrungen öffnen, legen wir den für eine lernende Organisation, die den echte Zukunftskompetenzen ausbildet und damit den Herausforderungen der Zukunft froheren Mutes entgegenblickt.

Credits: Unser StoryClub mit Jennifer Fritz und Tobias Hegner

Dieser Blogbeitrag ist auf dem gemeinsamen StoryClub Interview mit der tollen Jennifer Fritz – Learning Experience Designerin & Future Thinking Expertin entstanden. Sie ist Teil unserer Expert:innen – Community und schon lange eine toller Austausch und Sparringspartner.

Das volle Gespräch gibt es hier: 

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